Eclipsed - Rock Magazin

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, darf ich diese Live-DoCD von "Faun" beschreiben. Lachend, weil die CD sehr gut ist, weinend, weil es diese Band nicht mehr gibt.

Das erst Mal hörte ich die deutsche Gruppe "Faun" am ersten Sysyphus-Festival in Aschaffenburg. Leider war dies auch ihr Abschiedskonzert, denn "Faun" löste sich auf, da offenbar verschiedene Mitglieder in andere Regionen zogen. Die Band hinterliess an diesem Konzert bei mir einen so guten Eindruck, dass ich sofort eine Visitenkarte abgab, um mir die erscheinende CD zu sichern. Und prompt hat es geklappt!

Der grösste Teil der CD wurde Live am 31.01.1998 im Bechtolsheimer Hof in Würzburg aufgenommen. Und wer sich die CD anhört, fühlt sich an das Konzert erinnert, auch wenn er oder sie (wie ich) nicht dabei gewesen ist. Eine wunderschöne Atmosphäre lässt den Hörer sofort in die Welt des Fauns eintauchen. Mystisch wird das Konzert eingeleitet und wechselt dann in die typische, zum Träumen einladende Welt einer harmonischen Band. Feine Melodien, umgeben von sphärischen Nebelschwaden, nie zu hart, nie zu weich. Und immer wieder die Flöte, die einen unverwechselbaren Sound schafft, ein Sound der einfach gefallen muss.

Die Instrumentierung von "Faun", kann man, abgesehen von der Querflöte (und andere Flöten) als typisch für eine Prog-Band bezeichnen. Doch hier versucht kein Instrument sich stark nach vorne zu drängen, kein Instrument verschwindet im Hintergrund. Trotz Live-Aufnahme, versucht hier niemand dem anderen die Show zu stehlen. Alles ist harmonisch miteinander verknüpft, so dass wir den Traum des Fauns bis zu Ende geniessen können. Und Platz für ein paar Studio-Andenken hatte es auch noch.

"Faun" bietet auf ihrer DoCD genug Abwechslung damit sie nicht in der Ablage verstauben wird. Vom, fast möchte man sagen, Ohrwurm "Micemakers", bis zum 24-minütigen "Born Bad", dass immer wieder durch die Spielfreude und Fantasie der Band überrascht, ist einfach alles vertreten, um diese CD immer wieder anzuhören. Ruhige Momente wechseln zu rythmusgetragenen Songs und umgekehrt.

Schade das es diese Band nicht mehr gibt (oder etwa doch?), denn "Faun" zeigt, dass die Band eine Einheit war. Eine Einheit die es verstand schönen, ruhigen, aber trotzdem lebendigen Prog-Rock zu machen. Ich hoffe, dass wir von den Band-Mitgliedern in Zukunft wieder was zu hören bekommen.

Marcel Halbeisen, Eclipsed Magazin Nr. 26, April 1999

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